Ist die Party schon vorbei?

Wir gratulieren uns und Ihnen und überhaupt allen ganz herzlich zum Welttag. Und ja, auch wir von Strombuch setzen uns ein für den verantwortungsvollen Umgang mit alkoholischen Getränken. Genau wie die Jungs beim Deutschen Brauer-Bund. Aber irgendwas läuft hier grundgrottenfalsch: Lächerliche 198 „Gefällt mir“-Angaben auf Facebook (8:26 MEZ) für den denkwürdigen 23. April, den Tag der Tage schlechthin für Liebhaber des deutschen (bayrischen) Reinheitsgebotes?

Das muss an der übermächtigen Konkurrenz liegen: Wer feiert schon freiwillig den „Tag des deutschen Bieres“, wenn er zeitgleich auf den „Welttag des Buches“ einen heben kann? Da gibt es nämlich wieder Gutschein-Aktionen und Buch-Geschenke en masse (schon mal einen Kasten Beck’s gekriegt?), damit nur keiner vergisst, dass die Geschichten zwischen zwei Deckeln hegens- und pflegenswert sind. Fast kommt einem die Art der Ansprache vor wie bei bedrohten Tierarten. Wer erst mal auf der Roten Liste steht, hat selten eine Chance.

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Wir berufen uns also heute auf Shakespeare und Cervantes, die am „Welttag“ wahlweise geboren und/oder gestorben sein sollen. Wir bewundern alle, die im Kampf für ihre Geschichten gegen Windmühlen reiten und rufen allen Digitalverweigerern ein munteres „Wie es Euch gefällt!“ zu. Es muss ja keiner. Soll nur eine Lust sein. Lasst uns spielen!

Dabei dürfte einigen nicht nach Freibier zumute sein. Die einschlägige Wirtschaftspresse berichtet von mauen Zeiten bei Start-ups und fragt sich bang, ob die Party wohl vorbei sei. Und ja, da könnte wirklich was dran sein. Wenn 2013 das „Welttag des Buches“-Jahr war, in dem viele Print-Verlage noch neidisch blickten auf all das Risiko-Kapital, das in digitale Projekte floss, so könnte 2014 das Jahr werden, in dem wir ausnüchtern.

Ups. Was ist denn da los?

Beispiel Readmill. Ups. Was ist denn da los? Der heißeste Stoff zwischen Meppen und dem Silicon Valley ist einfach so verdunstet? Im Firmenblog liest sich das so: „Readmill’s story ends here. Many challenges in the world of ebooks remain unsolved, and we failed to create a sustainable platform for reading.“ Zu deutsch: War wohl nix mit Social Reading! Dabei sah diese App verdammt gut aus und lief auch prima. Wollten wohl nur nicht genug Leute haben. Schad’ drum!

Wenn wir Sascha Lobo wären, bekämen wir spätestens jetzt kalte Füße. Sobooks – „E-Books in richtig“. Als Idee in der Branche gehypt ohne Ende. Doch auch Herr Lobo muss mittlerweile als Geschäftsmann zur Kenntnis nehmen, dass die Sache mit den E-Books kein Ponyreiten wird. Seine Einsicht ist, „dass sich Social Reading ALLEIN kaum verkaufen lässt“ und dass Sobooks gottseiesgedankt doch mehr zu bieten habe. Abwarten! Noch ist die „Closed Beta“ nicht erwachsen geworden, und keiner kann wissen, ob Readmill nicht erst der Anfang war.

Wir wünschen es keinem! Dicht machen. Ideen begraben. Herzblut vergeuden.

Aber besinnen wir uns am Tag-des-deutschen-Bieres-Welttag-des-Buches doch mal gardinenpredigtmäßig aufs Wesentliche. Worauf kommt es denn wirklich an? Auf gute Geschichten natürlich! Auf Autoren und Autorinnen, die erzählen und begeistern wie Generation um Generation vor ihnen. Worauf könnten wir wohl eher verzichten? Auf Shakespeare oder aufs E-Book? Äpfel und Birnen? Nein! Es geht schlicht um den Stoff, der den ganzen Motor am Laufen hält, ohne den nichts geht und den zu feiern wir wahrlich Anlass hätten: Lang lebe der Autor!

Und jetzt endlich auf die Pulle!

Prost Welttag!