Definiere Dilettant! Laut Duden ist das jemand, der sich a) mit einem bestimmten Gebiet nicht als Fachmann, sondern lediglich aus Liebhaberei beschäftigt. Oder abwertend: jemand, der b) sein Fach einfach nicht beherrscht. Dilettant b) interessiert mich nicht. Dilettant a) ist mir grundsympathisch!

Liebhaberei ist nämlich der Anfang von allem! Spaß. Lust. Bock. Leidenschaft. Ambition. Herzblut. Hingabe. Albert Einstein behauptete von sich: “Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.” Das kann man rückblickend kokett finden, aber der Erfolg gibt ihm Recht. “Neugierde allein reicht nicht, man muss auch die Miete zahlen”, sagt Quentin Tarantino: “Ein Auskommen von der eigenen Leidenschaft zu haben. Jeder, dem das gelingt, ist einfach ein lucky son of a bitch!”

Dear lucky sons and daughters of whoever! Ihr habt es also geschafft. Und wir wollen’s auch!

Unsere Leidenschaft sind Geschichten. Unsere Profession: multimediales Erzählen. Erzählen mit allen Mitteln. Das kann grundsätzlich jeder. Aber es machen noch so wenige. Der typische deutsche Self-Publisher hat einen Text geschrieben und möchte, dass er gelesen wird. Weil hochladen und verkaufen via Amazon tatsächlich so einfach ist, geht’s ratzfatz rein ins Netz und bei hoffentlich vielen Lesern wieder raus. Das ist der Deal.

Dabei ist es eigentlich einfach, sein eigenes Multimedia-E-Book zu erstellen. Die Werkzeuge sind da. Einige Verlage produzieren auch schon sogenannte enhanced E-Books. Wo und wie wir die lesen sollen, ist dabei ein anderes Thema. Nur ein Beispiel: Apple macht mit seinem Self-Publishing-Tool “iBooks Author” Front gegen Amazon. Während der Kaufhaus-Konzern versucht, die Standards möglichst niedrig zu halten, also im Idealfall nur elektronische Texte zu vertreiben, setzt Apple auf die Faszination seiner iPads und iPhones. Mit “iBooks Author” ist es ziemlich einfach Videos, Fotos, Musiken und Audiodateien in den Text einzubinden. Ein spielerischer Zugang zum multimedialen Erzählen für alle Dilettanten vom Typ a).

Kann man können. Muss man aber nicht. Vielleicht reicht es ja schon, die Geschichten im Kopf auf den Weg zu bringen und sich für den Rest Hilfe zu holen. Jemanden fragen, der sich c) damit wirklich auskennt. Ein Blick in die Gelben Seiten: Bringt nix! Nachfrage bei Print-Verlagen? Würde ich nicht empfehlen. Was wir brauchen, ist ein komplett neues Berufsbild. Frauen und Männer, die erstmal und vor allem digitale Handwerker sind, also alle Werkzeuge beherrschen, die für Texte und Bilder und Dateien aller Art so nötig sind. Sie sind Mediengestalter Bild und Ton? Oder doch eher Digital und Print? Aber wurden Sie in Ihrer Ausbildung vorbereitet, dass da womöglich bald viele Dilettanten vom Typ a) auf Sie zukommen, die brennen und nerven mit ihren wirren Ideen? Diese Leute suchen Begegnungen auf Augenhöhe.

Waren schon Film und Fernsehen in hohem Maße arbeitsteilige Medien, so gilt das für die Neuen Bücher umso mehr. Mit dem einen entscheidenden Unterschied: Theoretisch kann Dilettant a) das alles auch alleine. Das ist der Reiz. Das ist die Gefahr. Denn nicht immer wird aus gut gemeint auch gut gemacht.

Wen also fragen? Wie heißen diese neuen digitalen Tausendsassas, die mit Bildern und Worten jonglieren, als gäbe es kein gestern? Nennen wir sie doch der Einfachheit halber E-Book-Regisseure. Ein Begriff aus den alten Medien, unter dem sich viele etwas vorstellen können und der deutlich macht, dass da einer alle Fäden in der Hand hält. Auch er macht nicht alles selber. Aber er gibt dem Projekt eine Richtung und seine Handschrift. Was braucht die Geschichte? Welche Medien sind ihr überhaupt angemessen? Wie greift eins ins andere? Denn natürlich braucht ein gutes E-Book eine Dramaturgie, muss das technisch Machbare inhaltlich notwendig werden. Auch das galt eigentlich schon immer: Ein aktueller Top-Ten-Hit unter eine TV-Serie gelegt, ergibt bestenfalls RTL-Format. Eine Musik, die eigens komponiert und auf die Bilder abgestimmt wurde, trägt nicht selten den ganzen Film. Ein guter E-Book-Regisseur weiß das und wählt seine Mittel dem Plot und seinem Budget entsprechend. Wir fassen zusammen:

E-Book-Regie – einer muss es ja machen!